Ein Bericht von Ralf Lukas Das Projekt „Niedecken Köln“ in Düsseldorf – kann das gut gehen ? Absolut, denn diesmal war zum Glück das doch recht angestaubte Düsseldorf- Köln Konkurrenz-Klischee nur kurze Randnotiz. Auch beim zweiten Teil der Kurztournee mit der WDR Bigband standen die Geschichten und Songs rund um Niedecken´s Heimatstand Köln im Vordergrund, die abermals von Arrangeur Mike Herting sowie der WDR Big-Band eindrucksvoll umgesetzt wurden. Austragungsort des heiteren Liederabends war die schmuckvolle Düsseldorfer Tonhalle, die sich nur einen Katzensprung entfernt des Rheins befindet. Diese gediegene Lokalität zog anstatt den typischen BAP-Fan im Tourshirt eher ein dezenteres Publikum zum Teil in Schlips und Kragen an, welche man ansonsten eher nicht bei einer BAP-Show antrifft. Der 53 jährige Frontmann , leger in Jeans und gestreiftem Jackett , betrat pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne, die ansonsten eher von klassischen Musikern bevölkert wird. Sei´s drum, die Dramaturgie des Abend gestaltete sich ähnlich wie bei den Kölner Philharmonie-Auftritten im vergangenen Herbst, die inzwischen mehrfach in den Dritten Programmen gesendet wurden. Natürlich wurden wiederum vielfach bekannte und rare Geschichten zwischen den Songs zum Besten gegeben. Nett die Geschichte zu BAP-Bandoldie „Jupp“ , die auf Wolfgang´s Kneipenzeit im legendären „Chlodwig-Eck“ in den späten 70ern /frühen 80ern zurückgreift. Hauptdarsteller „Jupp“ war ein Stadtstreicher, der zwischendurch von Inhaber und Gästen kulinarisch versorgt wurde und als quasi Dankeschön die Protagonisten mit den abenteuerlichsten Geschichten versorgte. Neben „Jupp“ wurde auch „Ein Für Allemohle“, ein herausragender Titel des Sonx-Albums, der leider auf der gleichnahmigen Tour nur seltenst den Weg in das Programm fand, vorgetragen. Niedecken entschuldigte den Faux-Pas mit den Worten, dass man nie die richtige Stelle für die Geschichte über den Bombenangriff auf Köln im zweiten Weltkrieg im vergangenen Tourprogramm fand. Die wenigen, die den Titel u.a. in Dresden hören könnten, mussten aber auch feststellen, dass Wolfgang´s Gitarrenarbeit für den vollen Breitwandsound des Songs nicht ausreichten. Aber Arrangeur und langjähriger Niedecken Freund Mike Herting erkannte die Lösung, indem er eine vollkommen andere Umsetzung des Stückes kreierte. Neben den beiden erwähnten , extra für diese Tournee einstudierten Lieder fanden die bereits routiniert eingespielten Köln-Geschichten des Albums bei der gut 2 ¾ stündigen Show Berücksichtung. Die an dem winzigen Fanstand angebrachte Mitteilung „Ende 22.45“ war eher Makulatur, die Uhr zeigte 23.15 Uhr, als die Band sich vor der begeisterten Menge letztmalig verneigte. Zu ausführlich wurde erzählt , gespielt und gejammt. Die zumeist introvertierten Musiker der WDR Big Band standen wiederum mit ihren ausnahmslos grossartigen Leistungen zumeist im Vordergrund. Gitarrero Helmut Krumminga liess lediglich bei „Unter Krahnebäume“ solistisch die Kuh fliegen. Allerdings viel besser und melodischer als bei seinen abgehakten Fingerübungen , die er ansonsten bei „Alexandra Nit Nur Do “ vorträgt. Lieber Helmut, zeig besser bei Deiner eigenen Komposition, wo solistisch der Hammer hängt und lass Major´s Alexandra-Gitarrenmarathon ruhen ! Auch die zeitweiligen Tonprobleme mit der Gesangsanlage wurden scherzend überspielt und beeinflussten den gelungenen Ablauf keineswegs. Respekt vor Mike Herting, der die bombastische Original- Komposition zu „Stadt Em Niemandsland“ komplett zerlegte und durch die dezentere Neu-Interpretation den Text eindrucksvoll in den Vordergrund rückte. Mag das Gebläse der 14 köpfigen Bandhornsection auf den einen oder anderen BAP-Fan befremdlich wirken, Niedecken hat die kurze Bandpause mit diesem Projekt mehr als sinnvoll genutzt, die hoffentlich als neue Inspiration für diverse Sommerkonzerte und anschliessende Aufnahmen für das nächste Album dienen sollte. |