3. September
2006 - Burg Nideggen
"Wolfgang
liest und singt Bob Dylan"
Fotos von
Thomas Granrath
Ein
Bericht von "Lili"
Die Burg über der schönen Stadt Nideggen in der Eifel und die
Burgmauern waren in sanft orange - pinkfarbenes Licht getaucht, im Burghof
waren Stühle für das buntgemischte Publikum aufgebaut, davor eine
richtig große Konzertbühne, Wind kam auf..
Auf geheimnisvolle Burgen steh' ich schon immer und so genoss ich dieses
Ambiente förmlich. Viele Zuhörer stellten sich konzerttechnisch auf
einer der Anhöhen und auch mit guter Sicht zur Bühne daneben. Sitzkissen
wurden ausgeteilt, die man auch locker hätte bei nem Regenguss über den
Kopf halten können :-) Die meiste Leute hatten aber Regencapes an
oder Schirme mit..na, zum Glück hatte ich Nachbarn neben mir sitzen, die
beschirmt waren und im Falle eines Falles geteilt hätten..denn ich
dachte, das ganze 'Schauspiel' würde sich irgendwo in der Burg
abspielen..
Doch dann spielte es sich auch noch 'fast' alles ab, wie in einem
Gruselfilm..der Wind erinnerte mich jetzt schon unweigerlich mich an
Mendig oder Künzelsau...
Der Veranstalter kam auf die Bühne, kündigte Wolfgang an, der kam, ne
halbe Stunde später als geplant (..zwei mutige Kerle sicherten zuerst
noch in schwindelerregender Höhe ein Baugerüst gegen den Wind, dass
einen Teil der Burgmauer umschloss), unter tosendem Applaus auf die Bühne
und spielte sozus. als Warming-Up erstmal ein Stück.
Dann begab er sich zu seinem Lesepult und fing an aus der Autobiografie
von Bob Dylan, 'Chronicles, Volume One' das erste Kapitel zu lesen und man
lauschte seinen Worten.
Mir fiel auf, dass er beim Lesen gar keine Brille auf hatte, sah ich doch
schonmal ein Foto einer Vorlesung, auf dem er 'bebrillt' zu sehen war.
Der, wirklich klasse Rhetoriker, verlas sich einmal auch bei 'Oheio',
sagte 'Oheia'..ob er wohl auch so müde war, wie ich von den letzten paar
'Tour-Tagen' und ans Pennen, von wegen 'Oh Heia' dachte..*gg* Hinter
ihm (..wo sonst üblich auf der '3x10 - Tour' die 3 Banner hängen) eine
grosse Leinwand, auf der Bob Dylan's Leben in schwarz-weiss vorbei lief
und auf der rechten Seite der obligatorische BAP-Huldigungs-Altar, hell
angestrahlt, zum Anschauen.
Da ich das Album fast schon auswendig kenne, konzentrierte ich mich auch
viel auf das, was da um uns alle herum geschah.. Plötzlich wurde der Wind
heftiger, Wolfgang spielte, der Wind heulte durchs Gemäuer, Wolfgang las
unbeirrt weiter..dann..was war das? Ein spitzer Schrei, ein Dach eines
Cateringbüdchens wurde vom Wind abgedeckt!! Leichte Panik brach aus und
die Laternen um den Burghof wurden zur Sicherheit eingeschaltet. Wolfgang
blickte nach rechts, zum Bühneneingang zu Didi und dem Veranstalter,
fragte: "Was is? Machen wir weiter?" Und bekam die genugtuende
Antwort, dass er mit seiner Lesung fortfahren könne. Und er machte
unbeirrt weiter..Nomaal! Dat is eben Wolfjang!
Schaurig flackerten die Flammen der aufgestellten Öllampen auf einer
Mauer und warfen ein schauriges Licht-passend zu der ganzen Szenerie auf
die Zuhörer. Mein Blick schweifte zur Burgruinenmauer..dahinter jagten
dunkle Wolken vorbei, der Mond schimmerte hindurch, das Knarren der
Holzdielen unter den Schritten einer Fotografin, die ab und an zum
Fotografieren zur Bühne vor ging, das heulende Geräusch des Windes..also,
ganz allein wäre ich hier keine Sekunde länger mehr geblieben, es war
unheimlich... Für einen Augenblick fühlte ich mich, als sässe ich
inmitten eines Gruselspektakels. Denke, dass Wolfgang auch theateraufführungsmässig
wat 'drauf hätte *höhöhö* Hätte bloss noch das leidende Heulen
eines Wehrwolfes, ein vorbeischwebendes Gespenst oder ein, zum Leben
erweckter Vampir gefehlt..Halloween pur! ;-) Die Planen der Bühne
schlugen auf das Dach des Gerüstes, als drohte diese gleich einzustürzen,
Wolfgang, der beim Lesen immer wieder kleine Bemerkungen zu diesem Sturm
machte, lockerte aber die allgemein angespannte Stimmung etwas auf. Er
sass da, sein Haar im wahrsten Sinne des Wortes 'vom Winde verweht', las
und musizierte. Das Mikro knisterte durch den Wind. All diese Geräusche,
ein mucksmäuschenstilles Publikum, und dann Wolfgangs Stimme und Musik -
hatte echt wat Besonderes! Sah auch alles irgendwwie sehr witzig aus, ich
musste unweigerlich grinsen.
In der 'Halbzeit' wurde eine kleine Pause eingelegt.
WN spielte Akkustik-Klampfe, Mundharmonika und sang danach gleich wieder
los. Während er Dylan-Songs am Spielen war, fuhren die Windböen immer
wieder unter seine gut beschwerte Blättersammlung am Pult. Das Auditorium
hörte dem Meisterredner gebannt zu, die Bühnenplanen wurden immer geräuschvoller,im
Mikro knisterte es immer doller, das gesicherte Gerüst bewegte sich, der
Wind sang mit WN fast um die Wette, das Haar wehte...ein eigentlich
grandioser Anblick! :-)
Zum Ende hin gab er noch 2 Zugaben, darunter - wie GEIL - 'Wie 'ne
Stein'!! *YEAH*
Während er die Songs vortrug, wär' ich ja am liebsten aufgesprungen, hätte
mitgesungen und mitgeklatscht, es kam mir déjà-vus-like hier vor wie bei
der 'Tonfilm-Tour'! Aber dann endlich, als die Verwandlung vollzogen,
(..passt auch irgendwie wehrwolfmässig hier 'rein *hihihi*) und Wolfgang
wieder er selbst war, hielt auch das Publikum nix mehr. Jeder sang und
klatschte zu 'Wie ne Stein' begeistert mit-vor allem, als er anfing in kölsch
zu singen-allerdings leider sitzend.
Von wegen 'Cool-Down', man bekam gleich wieder Appetit auf mehr! Aber,
nach 2,5 Stunden ging diese, wirklich faszinierende DYLAN-Lesung dann zu
Ende.
Keine Frage, Wolfgang ist und bleibt immer BAP und mit BAP macht immer
alles Spass!!
Der ehrwürdige Redner versprach noch der Öffentlichkeit, auf jeden Fall
mit BAP hier nen Gig zu spielen!! *freu* "
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